Religionswissenschaft

BA/MA-Seminar Major & Minor: Besessenheit: Konzepte, Theorien, empirische Beispiele

Dienstag, 05.12.2023

Beschreibung des Seminars: "Was aus einer westlich-christlich geprägten Perspektive mit der Bezeichnung „Besessenheit“ versehen wird, sehen Gesellschaften anderer kultureller und religiöser Prägung in den unterschiedlichsten Weltregionen mit anderen Augen. Besessenheit wird im Allgemeinen als die Besitznahme eines Menschen, Tieres oder Objektes durch ein anderes, meist überempirisches Wesen oder eine derartige Kraft oder Energie verstanden. Doch während in vielen christlich oder islamisch religiös geprägten Gemeinschaften von einer negativen dämonischen Besessenheit ausgegangen wird die es zu exorzieren gilt, versteht man in afrokubanischen Religionsgemeinschaften oder aber im esoterischen Spiritismus die Besessenheit durch eine Gottheit oder einen Geist als gewollt herbeigeführte Technik der Kommunikation mit einer Parallelwelt. In den kleinen Lokalreligionen des Himalayaraumes kann Besessenheit eines Menschen auf die bevorstehende Initiation zum Ritualspezialisten hinweisen, während in Japan lange vernachlässigte Objekte zu Tsukumogami, lebendigen Geist-Gegenständen, werden können. In einigen hinduistischen Traditionen wird die besessene Person als Reinkarnation beziehungsweise positive Identifikation mit einer Gottheit verstanden, während in vielen tantrisch-buddhistischen Traditionen, wie etwa dem `cham-Tanz, die Identifizierung mit einer Gottheit aus emischer Sicht in keinster Weise mit der westlichen Vorstellung von Besessenheit vereinbar ist. Genauso unterschiedlich wie die kulturspezifischen religiösen Konzepte der Beziehung zwischen den „Besetzten“ und den „Besetzern“, sind auch die wissenschaftlich-theoretischen Herangehensweisen an das Thema: Christlich-theologische Ansätze unterschieden sich oft grundsätzlich von psychologischen und medizinischen; ethnologische Erklärungsmodelle bedienen sich wahlweise Ansätzen der Kognitionsforschung, Ritualtheorie oder Phänomenologie. In diesem Seminar werden wir uns einen Überblick über verschiedene emische Konzepte und etische Erklärungsmodelle zum Thema „Besessenheit“ verschaffen und dabei den gewachsenen wechselseitigen Beziehungen zwischen akademischen und religiösen Traditionen auf die Spur kommen." Alle Studieninteressierte für BA Major Religionswissenschaft (120 ECTS), BA Minor Religionswissenschaft (60 & 30 ECTS) und BA Minor Zentralasiatische Kulturwissenschaft (60 ECTS) sind herzlich willkommen.

Veranstaltungsart:Vorlesung/Seminar
Dozierende(r): Dr. Marion Wettstein
05.12.2023:12:15 - 14:00
Ort: UniS
Schanzeneckstrasse 1
3012 Bern
EG, A 017, Seminarraum

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